Wieso ist in Deutschland mobiles Internet zu teuer?
In Deutschland lebt man in Bezug auf das mobile Internet noch in der Steinzeit. Quasi überall auf der Welt, surft man erheblich günstiger. Doch warum ist gerade in unserem Land mobiles Internet zu teuer? Was zahlen unsere Nachbarn für Datenvolumen? Und wie sieht die Zukunft des mobilen Internets aus? Wird es eines Tages vielleicht Datenflats geben, die den Namen verdienen?
Studie: Mobiles Internet in Europa
Regelmäßig untersucht die finnische Unternehmensberatung Rewheel mit ihrem sog. Digital Fuel Monitor die Menge des LTE-Internetvolumens, das man mit einem durchschnittlichen Vertrag in jedem europäischen Land und den USA kaufen kann. Betrachtet werden Mobilfunkverträge mit monatlichen Kosten von 35 Euro; tatsächlich verglichen wird letztlich das in diesen Verträgen übliche 4G-Datenvolumen.
Wie in der Grafik ersichtlich, konnte man im zweiten Halbjahr 2015 unbegrenztes Datenvolumen, also eine echte Datenflat, nur in Polen und Finnland kaufen. Frankreich, auf Platz drei, bietet stolze 50 Gigabyte Transfervolumen für 35 Euro monatlich, also 25 mal mehr als in Deutschland, wo nur 2GB üblich sind.
Nur die USA und die Slowakei bieten durchschnittlich weniger Datenvolumen als Deutschland. Wie konnte es dazu kommen? Wieso ist gerade in Deutschland mobiles Internet so teuer? Und wie gelingt es anderen Ländern bei vergleichbaren Preisen wesentlich größere Internetkontingente anzubieten?
Der Fluch der UMTS Lizenzen
Preisentwicklungen lassen sich selten auf ein konkretes Vorkommnis reduzieren, das trifft streng genommen auch hier zu. Allerdings gab es mit der Versteigerungen der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 durchaus ein Fanal für die perspektivische Entwicklung der Mobilfunk-Preise.
UMTSAbkürzung für Universal Mobile Telecommunications System. Der Mobilfunkstandard der 3. Generation ermöglicht mobile Datenübertragungen mit bis zu 7,2 Mbit/s.2000 sah man gespannt in die Zukunft und der klamme Bundeshaushalt in Person von Finanzminister Hans Eichel, inszenierte die erste Versteigerung der sechs FDD-Frequenzbänder mit viel Getöse. Etwas Kasinostimmung lag in der Luft als die Bundesnetzagentur (damals noch RegTP) die damaligen Provider um einen Zugang zum UMTS-Zukunftsmarkt balgen ließ. Schlussendlich zahlten Vodafone, E-Plus, O2 und T-Mobile je ca. 8,45 Milliarden Euro für ihre Frequenzbänder. (Quelle: Wikipedia)UMTS-Lizenzkosten je Einwohner im europäischen Vergleich
Land | Preis je Einwohner | Monat der Lizenzvergabe |
---|---|---|
Großbritannien | 630 € | April 2000 |
Deutschland | 620 € | August 2000 |
Italien | 200 € | Oktober 2000 |
Niederlande | 160 € | Juli 2000 |
Österreich | 100 € | November 2000 |
Man sieht gerade im europäischen Vergleich, dass die Kosten für die Lizenzen in Deutschland doch erheblich höher waren als in den Nachbarländern. Ein signifikanter Kostenfaktor für die hiesigen Mobilfunk-Netzbetreiber, bedenkt man noch die erstaunlich hohen Investitionskosten für die UMTS-Infrastruktur die hiernach gezahlt werden mussten.
Das Mobilfunk-Kartell
Günstige Preise fallen nicht vom Himmel. Bestenfalls sind sie das Produkt aus einem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Hierzu muss es aber neben vielen Nachfragern (Kunden) auch viele Anbieter geben. Und genau an letzteren mangelt es in Deutschland. Hierzulande gibt es seit der Übernahme von E-Plus durch Telefónica nur noch drei Netzbetreiber, die den Markt als Oligopol beherrschen.
Selbstverständlich gibt es Mobilfunk-Anbieter wie 1&1 oder Discosurf. Aber diese Anbieter nutzen letztlich auch nur eines der drei Netze und zahlen die von den großen Netzbetreibern festgesetzten Durchlassraten und sonstigen Gebühren. Dadurch kontrollieren die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica schlussendlich alle Anbieter und damit den Markt. – Ähnlich wie beim Strom fehlt es zur langfristig variableren Preisentwicklung einfach an tatsächlicher Konkurrenz.
Ohne wirkliche Konkurrenz gibt es zudem auch keinen Innovationsdruck. Leider wird sich das perspektivisch nicht ändern. Zu erwarten ist, dass sich diese Entwicklung eher auf europäischer Ebene fortsetzt. Einziger Lichtblick ist die Europäische Union, die mit strengen Gesetzen die Preisentwicklung kontrollieren kann.
Mobile Daten: Deutschland vs. Finnland
Wen das nicht ausreichend deprimiert, dem sei dieser schaurige Vergleich ans Herz gelegt: Die folgende Grafik zeigt die Nutzung mobiler Daten der Finnen im Vergleich zu den Deutschen.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Grafik, im Rahmen der o.g. Studie Digital Fuel Monitor, lagen die Zahlen für das zweite Halbjahr 2015 noch nicht abschließend vor, weshalb das durchschnittliche Datenvolumen für 2015 geschätzt wurde. Die Grafik zeigt dennoch eindrucksvoll, wie unterschiedlich das mobile Internet in Deutschland und in Finnland genutzt wird.
In beiden Ländern steigt das Datenvolumen pro Kopf an. Aber der deutsche Anstieg ist nur sehr zaghaft, kaum sichtbar im Vergleich zum rasanten, ja, sprunghaften Anstieg in Finnland. Für Deutschland nahm man für 2015 ein realistisches durchschnittliches Datenvolumen von 0,6 GB pro Kopf und Monat an, in Finnland ganze 11 GB mehr!
Und die Ursache ist klar: Den Deutschen sind die mobilen Daten zu teuer, hier checkt man penibel seinen Datenverbrauch und gibt sich Tipps zum Datensparen. Man kann die zeitgemäße Technik nicht selbstverständlich zu fairen Konditionen nutzen. Doch anstatt in tatsächliche Innovationen zu investieren, nerven Unternehmen wie Vodafone oder Telefónica ihre Kunden lieber mit Datenautomatik und anderen Kostenfallen.
Mobiles Internet zu teuer? Es geht auch günstig.
Bei aller Schwarzmalerei, es geht auch in Deutschland günstiger. Der derzeit preiswerteste Datentarif in unserem Tarif-Vergleich ist die surf flat 5000 von Crash. Hier gibt es für 10,95 Euro effektiven Monatspreis ganze 5GB Datenflat.
Quo vadis, Datenflat?
Apropos Flat… In grauer Vorzeit war eine Flatrate mal ein monatlicher Fixpreis für die unbegrenzte Nutzung eines Produktes. Die heutigen Datenflats sind da allesamt nichts anderes als Augenwischerei. Und zuversichtlich macht nur ein kurzer Blick in die Vergangenheit der mobilen Telefonie.
Viele Jahre lang wurden teilweise horrende Minutenpreise für das mobile Telefonieren abgerechnet. Und nur zaghaft wurden netzinterne oder netzübergreifende Flatrates von einigen Anbietern in die Produktpalette eingeführt. Heute jedoch sind sie üblich. Bald vermutlich sogar europaweit.
Das lässt auf eine ähnliche Entwicklung bei mobilen Daten hoffen. Freuen wir uns heute also etwas optimistisch auf die zukünftigen Datenflatrates, die diesen Namen auch verdienen.
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